Ernährung, Herkunft und Gesundheitszustand zweier frühmittelalterlichen Bevölkerungsgruppen aus Reigoldswil BL

Das heutige Dorf Reigoldswil im Oberbaselbiet wurde erstmals im 12. Jh. schriftlich erwähnt. Anhand archäologischer Quellen müssen die Anfänge aber schon in früheren Zeiten liegen. Neben einer römischen Urnenbestattung im unteren Dorfteil sind auch 3 Bestattungszentren aus dem ausgehenden frühen Mittelalter bekannt.

Die Kantonsarchäologie Baselland hatte in den 1990er Jahren die Gelegenheit zwei dieser geographisch getrennten Friedhöfe archäologisch zu erfassen (Abb. 1).

Nun sollen die damals geborgenen menschlichen Überreste untersucht werden. In einem ersten Schritt werden die Individuen mittels morphologisch-anthropologischer Methoden begutachtet.

So können Daten zu Sterbealter- und Geschlechtsverteilung, aber auch die Körpergrössen sowie erste auf Erkrankungen hindeutende Merkmale erfasst werden (Abb. 2). Schwere Kniearthrose, über 60jähriger Mann, Reigoldswil Bergli Grab FK A 2147 Individuum 2.

Anschliessend werden aus Knochenproben das Kollagen und Apatit extrahiert, und im Massenspektrometer werden stabile Isotopenverhältnisse von Kohlen-, Stick-, Wasserstoff  und Schwefel  analysiert. Diese  Isotopenverhältnisse geben Auskunft über Ernährung und soziale Stratigraphie der Individuen und liefern wichtige Hinweise auf Klimabedingungen und Migration. Mit Hilfe der gewonnenen Daten sollen die Lebensbedingungen der beiden Skelettpopulationen rekonstruiert und  verglichen werden. Dieses interdisziplinäre Projekt wird zusammen mit archäologischen und historischen Erkenntnissen einen Einblick in die „Lebenswelten“ des Frühmittelalters  geben.

Projekt:

Dissertationsprojekt: Viera Trancik Petitpierre dipl. phil. II
Universität Bern, Institut für Archäologische Wissenschaften, Abteilung Prähistorische Archäologie; Institut für Rechtsmedizin, Abteilung Anthropologie, Kantonsarchäologie Baselland.

Finanzierung:

Marie Heim-Vögtlin Stiftung; Projektnr.: PMCDP1_151471/1