Klimabedingte saisonale Überschwemmungen und der Anstieg des Meeresspiegels gehören zu den grössten Herausforderungen unserer Zeit. Zu erforschen, wie Gemeinschaften mit solchen Folgen des Klimawandels zurechtkamen, ist entscheidend für ein tieferes Verständnis von Vulnerabilität und Resilienz in Vergangenheit und Gegenwart. Im Rahmen des SNF-Ambizione-Projekts «RISE» wird der Umgang bronzezeitlicher Siedlungsgemeinschaften (2200–800 v. Chr.) im zirkumalpinen Raum mit wiederkehrenden saisonalen und längerfristigen klimabedingten Seespiegelschwankungen erforscht. Ein Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Frage, welche Rolle kulturelle Diversität für die soziale Resilienzfähigkeit spielte. Die spezifischen Forschungsziele bestehen darin, unterschiedliche Klimaschwankungen mit veränderten Siedlungsaktivitäten und -praktiken an Seeufern rund um die Alpen (nördliches und südliches Alpenvorland) in Beziehung zu setzen und zu verstehen, wie die jeweiligen klimatischen, ökologischen und kulturellen Kontexte zu spezifischen Vulnerabilitäten führten. Durch die Einnahme einer diachronen Perspektive werden unterschiedliche Fähigkeiten sozialer Resilienz von Siedlungsgemeinschaften aufgezeigt. Während gescheiterte Siedlungsversuche und Siedlungsunterbrechungen auf Vulnerabilität hinweisen, sprechen architektonische Maßnahmen, räumliche Mobilität und die immer wiederholte Wiederbesiedlung der Ufer im Laufe der Zeit für die Resilienz der Gemeinschaften. Neben dem Klima müssen auch sozio-politische und wirtschaftliche Ursachen berücksichtigt werden. Dazu soll ein neuer sozialräumlicher Ansatz für die Klimaarchäologie entwickelt werden. Trotz der Fülle an Daten und Forschungsergebnissen zu den jeweiligen bronzezeitlichen Siedlungen des Alpenraums ist die Resilienz und Vulnerabilität von Seeufersiedlungen gegenüber Klimawandel noch wenig untersucht.