Roggwil bei Langenthal

Die vergessene Stadt der Helvetier…

Metallene Prospektionsfunde sowie ein grösseres gefässkeramisches Ensemble belegen seit jüngster Zeit eine spätlatènezeitliche Siedlung in der Flur Fryburg im Norden von Roggwil im bernischen Oberaargau. Die Fundzusammensetzung (unter anderem viele Tüpfellattenfragmente als Hinweis auf Münzproduktion) sowie die topografische Situation deuten auf einen wichtigen Zentralort hin; etwa ein oppidum.

Aufgrund dieser interessanten Ausgangssituation ist im Frühjahr 2014 von drei Studierenden der Universität Bern in Zusammenarbeit mit dem Archäologischen
Dienst des Kantons Bern ein Forschungsprojekt gestartet worden. Ziel des Projekts ist unter anderem, eine postulierte Befestigung der Anlage mittels Bagger-Sondage nachzuweisen.

In einer ersten Kampagne im Oktober 2015 hat dann am Oberen Freiburgweg auf einer Länge von 14 m ein bis zu 3.3 m tiefer Graben dokumentiert werden können.
Die gefasste (äussere) Grabenflanke steigt sehr steil an und schneidet den natürlich anstehenden Schotter scharf. Nach der Profildiskussion mit dem Geo-
archäologen D. Brönnimann (IPNA, Universität Basel) kann eine natürliche Entstehung dieses Befundes ausgeschlossen werden. Diese auch in einer 80 m weit entfernten Notgrabung am Kilchweg 2 erfasst Struktur ist wohl als rund 25 m breiter Abschnittsgraben der latènezeitlichen Siedlung zu rekonstruieren. Die nach der Grabennutzung natürlich einsedimentierte Grabenverfüllung weist dann auch entsprechende, verlagerte Keramik auf. Ein weiterer Anhaltspunkt zur Auflassung der Befestigung soll die C14-Datierung einiger Holzkohleproben aus der Grabenverfüllung liefern. Sie sind zur Zeit an der Universität Bern in Arbeit.

Aufgrund der aussagekräftigen Befunde ist zudem ein Tag der Offenen Grabung durchgeführt worden. Die rund 150 Besuchenden haben dabei vor Ort auch erstmals Originalmaterial aus der latènezeitlichen Fundstelle Roggwil anschauen können.

Publikation:

Die wichtigsten Auswertungsergebnisse sind in der Zwischenzeit im Rahmen eines Artikels publiziert worden. Vgl. Maria Bütikofer, Andrea Francesco Lanzicher, Johannes Wimmer, Roggwil, Kilchweg 2f-2g und Roggwil, Oberer Freiburgweg. Ein spätlatènezeitlicher Abschnittsgraben. Arch Be 2017, 98-101.

Beteiligte:

Die drei Projektleitenden Maria Bütikofer, Andrea Francesco Lanzicher und Johannes Wimmer danken allen am Projekt und dieser ersten Kampagne beteiligten Personen und Institutionen (Universität Bern: Forschungsstiftung und IAW, Abteilung ARP; ADB) für ihre tatkräftige Unterstützung. 

Medien:

"Der Bund" vom 15.10. 2015
"Bernerzeitung" vom 24.10. 2015