Die Region Kilikien liegt am geografischen Schnittpunkt zwischen Anatolien, der Levante, Nordsyrien und dem Ostmittelmeerraum (Abb. 1). In der frühen Eisenzeit (ab der Mitte des 11. Jh. v. Chr.) wird hier die vormals durch die hethitische Oberherrschaft geprägte Keramikkultur aufgegeben, zugunsten von Gefäßen, die den Keramikstilen der benachbarten Insel Zypern folgen. Vorreiter sind dabei die dekorierten Konsumgefäße, welche zuerst in des kilikische Keramikrepertoire integriert wurden. Nach und nach passten sich alle Funktionsklassen der Keramik den zyprischen Vorbildern an und wurden in den urbanen Zentren Kilikiens aus lokalen Rohstoffen hergestellt (Abb. 2). Dabei wurden durchaus auch lokal eigene Ausdrucksformen im Zusammenspiel mit lokalen Traditionen und ästhetischen Standards geschaffen. Wir nennen diese Gruppe „zypro-kilikische“ Keramik (Abb. 3). Neben einer detaillierten Typologie und Chronologie der Keramikgefäße werden im Rahmen des Projektes folgende Fragen bearbeitet:
- Welche Rolle spielte die Adaption zyprischer „Stile“ in der soziokulturellen Entwicklung der Eisenzeit? Welche sozialen Umwälzungen begünstigten im Zuge der ReUrbanisierung Kilikiens die Adaption eines „fremden“ Stils? Welche Praktiken waren mit der Nutzung der Gefäße verknüpft?
- In welchem Verhältnis stehen lokale Traditionen und die Adaption „fremder“ Innovationen? Welche Merkmale der Innovationen machten sie für die kilikische Bevölkerung attraktiv genug, um vorherrschende Standards zu ersetzen?
- Welcher Art waren die Austauschbeziehungen zwischen Kilikien und Zypern, dass sie einen Kulturtransfer in so großem Ausmass ermöglichten?
- Was ist die Beziehung der Keramik zu anderen Fund und Befundgruppen der Materialkultur? Warum bestanden unterschiedliche geografische Bezugspunkte für Kulturkontakte, welche die regionale Entwicklung von Keramik, Monumentalkunst und Architektur in Kilikien beeinflussten?