Die geographisch klar begrenzte Region des Ebenen Kilikien wird in der Forschung sowohl als «terre de frontière» (Trémouille et al. 1999), wie auch als «Brückenland» (Meyer et al. 2004) bezeichnet. Dieser Kontrast verdeutlicht eine Gegebenheit, der sich ebenfalls im Naturraum widerspiegelt: Die weite Ebene der Çukurova und der Yukarıova, die dank ihrer Fruchtbarkeit auch von Autoren der Antike (Strabon) oder Reisenden des 19. Jahrhunderts (Davis) mit dem Niltal verglichen wird, schliesst an das aufgrund der kargen Böden wenig fruchtbare und in viele Geländerücken zerfurchte Hügelland an, das zu den Gebirgszügen des Taurus und Amanus führt. Die hohe Bodenfruchtbarkeit geht mit einer intensiven landwirtschaftlichen Nutzung einher. Heute werden sowohl die Çukurova als auch die Yukarıova vollumfänglich landwirtschaftlich genutzt, eine Entwicklung, die erst im letzten Jahrhundert in diesem Umfang angestossen wurde. Noch im 19. Jh. war die Yukarıova – stellte diese doch das Rückzugsgebiet der nomadischen Bevölkerung während der Wintermonate dar – weniger intensiv bewirtschaftet als die benachbarte Çukurova. Auch wenn das einzig Beständige einer Kulturlandschaft ihr konstanter Wandel ist, so ist die fortwährende Zerstörung des Kulturgutes ein Alarmzeichen. Diese Arbeit konnte durch einen Survey basierend auf Fernerkundungsdaten (Corona, TanDEM-X) aufzeigen, dass heute gegen 20% der Siedlungshügel und der Flachsiedlungen zerstört und 75% teilweise erheblich in Mitleidenschaft gezogen sind.